Fußbach/ Kulemkampff/ Schleising/ Abts

Inch by Inch


Inch by Inch

09.12. - 29.01.2012

 

Anja Fußbach
Eberhard Kulenkampff
Gertrud Schleising
Robert Abts

 

Ausstellungseröffnung Freitag, den 9. Dezember 2011, um 20 Uhr
Einführung Dieter Begemann

Begrüßung Ele Hermel, galerie mitte

 

Tee mit Stich Sonntag, den 18. Dezember, 17 Uhr,

Musik Mechtild Hettich

 

Künstlergespräch Dienstag, den 17. Januar, 17:30 Uhr

Mit Anja Fußbach, Gertrud Schleising, Eberhard Kulenkampff

 

Finissage Sonntag, den 29. Januar, um 16 Uhr; 18 Uhr

Filmisches Portrait "Eberhard Kuhlenkampff" von Monika B. Beier und Ele Hermel (50 Min)


galerie mitte präsentiert zwei Künstlerinnen und zwei Künstler, die in ihrem Werk, nicht zuletzt Nadel und Faden zum Einsatz bringen. Alle vier „bestechen“ ihre Kunst seit Jahren in feinster Stickmanier, ohne im entferntesten klassische Vorstellungen vom Sticken zu bedienen.

 

Anja Fußbach ist in Bremen längst bekannt als eine Künstlerin, die zahlreiche Materialien auf das mutigste zusammenbringt. Sei es in aufwändigen, schrillen Bühnenbildern, oder in ihren nichts verheimlichenden Installationen. Schon seit einigen Jahren benützt sie Sticktechniken, um Ihre zeichnerische Sprache durch diese fädelnde Materialität zu verstärken, oder um Schriftzügen einen Hauch von Narrenfreiheit zu verleihen und um das Liebmädchen- Material neu und frech in der Welt der Kunst zu installieren. In Ihren Bild und Objektwelten taucht Wildes auf, Freches, Kluges und Abgründiges.

 

Gertrud Schleising schafft ein Geschichtenuniversum. Ihre ungewöhnlichen Bilderfindungen, die zwischen jedem Gedankenschritt eine Pirouette drehen, sind humorvoll, bedeutsam und auch einmal makaber. Schleising bedient sich aus der Welt des „Schondagewesenen“, kombiniert, variiert und seziert, eigene und fremde Gedankengänge. Ihr künstlerischer Werdegang begann mit einer Tanzausbildung und so sieht man allenthalben Mädchen auf Fußspitzen, die mit sehr ernstem Ausdruck Geheimnisse hüten. Oft auf Bildgründen, oder Objekten die so von Nadelkunst durchstochert sind, dass die Geschichten sich auf der Rückseite der Bildträger zu neuen Aussagen formieren. Bei Gertrud Schleißing drückt die Art zu sticken etwas von Ungezähmzheit aus.

 

Robert Abts der seit einigen Jahren schon das Sticken fest im Repertoire verankert hat, nimmt mit seinen Stickkunstwerken eine ganz andere Position ein. Vollkommen frei von jeglichem Motiv ziehen sich, wie mit Sisyphus Fleiß gestickte Fäden, über ruhige Bildflächen. Geradezu meditativ und Zeit beschreibend wirken die Fäden und Schlaufen, die befreit von errechenbaren Gesetzmäßigkeiten, ein sehr materialhaftes Dasein pflegen. Fast scheint es um das Sticken und Fädeln selbst zu gehen, wären da nicht die leisen Hinweise, die das Material selbst mitbringt. So werden zum Beispiel im Bild mit dem Titel“ Lieblingslied“ alte Kassettenbänder in Leder eingestickt. Der Hinweis auf eine verborgene Geschichte erinnert an einen verschlüsselten Tagebucheintrag. Um Tagesnotizen geht es dann auch tatsächlich bei Abts. Eine ganze Reihe von Stickarbeiten spielen die Rolle von Tagesnotizen und heißen daher „Diaryembroidering“.

 

Eberhard Kulenkampff stickt seit 40 Jahren. In großer Regelmäßigkeit entstehen farbenvolle Stickbilder, die ganz und gar das Sticken selbst schmackhaft machen können. Kulenkampff stickt nur mit echtem Seidengarn auf Seidentüchern. Solche Stickseide ist kaum noch zu bekommen. Nach einem Artikel in einem Modemagazin bekam der Künstler Seidengarne aus Restbeständen aus der ganzen Welt zugeschickt. Diese Garnröllchen werden , nach Farben sortiert, so sorgsam aufbewahrt wie wohl noch zu Zeiten als diese noch eine Kostbarkeit waren. Kuhlenkampff stickt mit überlangen Fäden und gerne auch langen Stichabständen. Meist entstehen freie Farbflächen, die zum einen eine Landschaft oder einen Gegenstand nachbilden die aber im gleichen Moment wie freie Farbspiele wirken. Im aktuellen Werk greift Eberhard Kuhlenkampff geometrische Formen auf die geschickt in Farbe gekleidet an Architektonisches erinnern. Dies ist insofern nicht verwunderlich, als der Künstler eigentlich Architekt und Städteplaner war und das Sticken vom Hobby zur Leidenschaft und dann zur Kunst geworden ist.

 

Text: galerie mitte / Ele Hermel