THIS IS NOT A PHOTO TEIL III

 

"ECHT"

 

 

4. November 2023 bis 21. Januar 2024

 

Eröffnung: Samstag 4 November 2023, 19 Uhr

Finissage: Sonntag, 21 Januar 2024, 15 Uhr

 

 

Beteiligte Künstler:innen:

Evita Emersleben, Anja Fußbach / Frank Bertoldi, Manja Hermann, Cornelia Hesse-Honegger, Manfred Kirschner, Patricia Lambertus, Wiebke Mertens, Folker Winkelmann.

 

Bild: Evita Emersleben / "Süße Grüße 1"  / 2022 / Zartbitter- und weiße Schokolade auf Postkarte

Im Herbst 2019 und 2021 zweigte die Galerie Mitte eine Ausstellung zum Thema Fotografie als Material in der Bildenden Kunst. THIS IS NOT A PHOTO Teil I und Teil II. Von November 2023 bis Januar 2024 wird diese Reihe mit der Ausstellung THIS IS NOT A PHOTO Teil III / "ECHT" fortgesetzt.

Die medienübergreifende Ausstellung eröffnet einen Blick auf die künstlerische Arbeit mit Fotografie, wobei die Nutzung fotografischer Mittel als Material für bildende Künstler:innen in den Fokus genommen wird. Es werden verschiedene Umgangsweisen mit der Fotografie präsentiert und dabei deren Entgrenzung sichtbar gemacht, um das künstlerische Potenzial der Fotografie auszuloten, sowie das gestalterische und reflexive Potenzial dieses Mediums freizulegen.

 

Der Untertitel für die diesjährige Ausstellung heißt „ECHT“. Damit soll neben der Herangehensweise an die Arbeit mit fotografischen Mitteln die immerwährende Frage nach Echtheit in der Fotografie beachtet werden. Das reicht in unserem Fall von der Fotoperformance über die collagierte Fotofläche oder die Installation aus Fototapeten bis hin zum Realismus in Öl. Aber auch die hyperrealistische Zeichnung, die gewissermaßen die fotografischen Mittel ergänzt, soll sich in dieser Ausstellung finden.

 

 

 

 

Fotos: Galerie Mitte / Lukas Klose

Es werden verschiedene Umgangsweisen mit der Fotografie präsentiert und dabei deren Entgrenzung sichtbar gemacht, um das künstlerische Potenzial der Fotografie auszuloten, sowie das gestalterische und reflexive Potenzial dieses Mediums freizulegen.

 

So schafft zum Beispiel die Bremer Künstlerin Patricia Lambertus bildgewaltige Rauminstallationen aus Fototapeten, die sich im Spannungsverhältnis von Fiktion und Realität bewegen. Hierfür arbeitet Lambertus mit Aneignungen aus der Kunstgeschichte, aus den Medien und Fundstücken aus dem Netz an und verbindet sie mit eigenen Bildern. Für ihre Arbeit ist es besonders wichtig, historisch-gesellschaftliche Ereignisse und ihre Zusammenhänge, sowie ihre Relevanz und Resonanz in der Gegenwart aufzuspüren und bildnerisch umzusetzen. Ihr Interesse gilt hierbei den Brüchen, Rissen und Schnittstellen. Die Installationen werden immer ortsspezifisch angepasst. Sie nehmen den Ort als historische, mediale, gesamtgesellschaftliche, als auch architektonische Verortung reflexiv in sich auf und spiegeln sie wider. Scheinbare Wirklichkeit durchbricht sie mit den Mitteln der Collage / Decollage.

 

Die künstlerische Arbeit der Schweizer Künstlerin Cornelia Hesse-Honeggers hingegen nimmt besonders Bezug auf den Untertitel der Ausstellung: „Echt“. Denn ihr Ansatz und ihre verantwortungsbewusste Herangehensweise beim Zeichnen von Insekten bewirkte ein Hinsehen und Erkennen einer bis dahin versteckten, frappierenden Wahrheit. Nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl machte sie über das Zeichnen Entdeckungen, die sie nicht mehr losließen. Sie dokumentierte verformte Beine, Fühler und Flügel, außergewöhnliche Farbmuster oder bizarre Auswüchse. Bald bestätigte die Wissenschaft ihre vorsichtigen Schlüsse: Besonders die Niedrigstrahlung verursacht genetische Schäden, die erst in späteren Generationen sichtbar werden. Ihre eindrücklichen, hyperrealistischen Illustrationen stehen in der Tradition der metaphorischen Zeichnung. Dabei findet die Erkenntnis nach und aufgrund der Bildwerdung statt. Es lehrt das Sehen als „Erlangen von Einsicht“.

 

Einen ganz anderen Ansatz verfolgt Evita Emersleben. Sie übermalt Postkartenmotive aus Modekatalogen mit weißer, brauner und schwarzer Schokolade. Schokolade ist das Material für Lust und Frust, für Belohnung und Sucht, für Genuss und Verzicht. Mit diesem vergänglichen, süßen und zähfließenden Lebensmittel überdeckt Evita Emersleben vorgefundenes Fotomaterial per Pinsel, stark gestisch und ungestüm, mit ihrer Interpretation, ihrer Umdichtung einer Geschichte. Die Postkartenstory oder der junge Mann aus dem Modemagazin geraten inhaltlich ins Taumeln und nehmen unter dem kritischen Blick der Künstlerin, der bisweilen von bissigem Humor geprägt ist, eine neue Gestalt an. Emersleben überzeichnet also im doppelten Sinn. Ihre Performances, ihre Schokoladenbilder sowie ihre Kussbilder beschreiben in berührend direkter Art den Überlebenskampf zwischen süßer und (zart) bitterer Schokolade.

 

Die Fotografien von Manja Hermann erschaffen mit Linien und Flächen urbane Bildräume, die mitunter fast grafisch anmuten. In der Begrenzung des Blicks durch den fotografischen Ausschnitt wird der Stadtraum zur Bildfläche. Mittels Kamera werden Bildelemente ausgewählt und angeordnet und kreieren Raum-Konstellationen aus Formen und Farben. Bei aller Echtheit sind die Fotografien eindeutige Konstruktionen urbaner Landschaften und versuchen nicht ihre Gemachtheit zu verbergen. Im Gegenteil: Im ausschnitthaften Zeigen der Realität stellen sie gleichermaßen ihre Bildhaftigkeit zur Schau.

 

Diese und noch vier weitere künstlerische Positionen von Anja Fußbach / Frank Bertoldi, Manfred Kirschner, Wiebke Mertens und Folker Winkelmann sind bis zum 21. Januar 2024 in der Galerie Mitte im KUBO zu sehen.

 


 Mit freundlicher Unterstützung von: